seelische Krankheiten: Psychosen

seelische Krankheiten: Psychosen
seelische Krankheiten: Psychosen
 
Jeder Mensch besitzt mehr oder weniger stark ausgeprägte Charakterzüge, die sich zum Teil schon in der Kindheit u. a. infolge von Erfahrungen entwickeln - so gibt es z. B. ängstliche oder pessimistische sowie Menschen, die entweder rasch erregbar oder aber kaum aus der Ruhe zu bringen sind. Sind diese Charakterzüge jedoch so stark ausgeprägt, dass sie das Leben einer Person negativ beeinflussen, sie z. B. zu Einschränkungen des gewohnten Lebensstils führen, spricht man von Persönlichkeitsstörungen.
 
 
Eingeteilt werden die Persönlichkeitsstörungen nach dem dominierenden Charakterzug, der die Einschränkungen im Leben herbeiführt. So gibt es z. B. depressive Persönlichkeiten, die alles nur im negativen Licht sehen und sich von anderen abschotten, darunter aber auch leiden, und hysterische Persönlichkeiten, die geltungssüchtig sind und stets im Mittelpunkt stehen wollen, koste es, was es wolle, und dadurch andere Menschen unter Umständen abstoßen.
 
 Psychosen
 
Im Gegensatz zu Menschen mit einer Neurose sehen Psychotiker nicht mehr, dass ihr Handeln und Verhalten von der Norm abweicht - sie haben den Bezug zur Realität verloren. Zu den Symptomen einer Psychose gehören Halluzinationen - die Betroffenen sehen, hören, fühlen oder riechen etwas, was nicht da ist (z. B. Stimmen, die mit ihnen sprechen und ihnen etwas befehlen). Auch leiden sie unter Wahnvorstellungen, z. B. glauben sie, jemand anders zu sein, als sie sind. Andere meinen beispielsweise, von anderen Menschen (oder Fantasiegestalten) verfolgt zu werden, und lassen sich auch nicht davon abbringen. Eine Psychose kann organische Ursachen haben (z. B. eine Erkrankung des Gehirns), dann wird sie als hirnorganisches Psychosyndrom bezeichnet. Sie kann aber auch infolge unbekannter Ursachen auftreten (endogene Psychose). Die hirnorganischen Psychosyndrome können sich nach kurzer Zeit wieder zurückbilden (akute organische Psychosyndrome), sie können aber auch chronisch, das heißt nicht mehr rückgängig zu machen, sein (chronische hirnorganische Psychosyndrome). Zu den akuten organischen Psychosyndromen gehören z. B. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen, die sich beim Entzug von Drogen einstellen oder auch bei Fieber auftreten können (»Fieberwahn«). Chronische hirnorganische Psychosyndrome können z. B. durch geistigen Abbau infolge des Alterungsprozesses (Altersdemenz) oder einer Hirnerkrankung wie der Alzheimer-Krankheit entstehen. Während die Behandlung der akuten organischen Psychosyndrome meist darin besteht, die Ursache zu beseitigen (z. B. das Fieber zu senken), ist dies bei den chronischen oft nicht möglich. In diesem Fall können eventuell Maßnahmen wie Gedächtnistraining hilfreich sein, oft ist es jedoch notwendig, den Betroffenen Medikamente (vor allem Beruhigungsmittel) zu verordnen.
 
 
Die affektiven Psychosen werden auch als manisch-depressive Erkrankungen bezeichnet. Der Grund: Sie sind gekennzeichnet durch einen schleichenden, durch keinen erkennbaren äußeren Reiz ausgelösten Stimmungswechsel. Entweder überschätzen sich die Betroffenen in der manischen Phase selbst und meinen, dass niemand ihnen etwas anhaben kann, was sich auch in ihrem Verhalten äußert, oder aber sie sind in der depressiven Phase völlig in sich gekehrt und leiden unter Gefühllosigkeit und einer großen inneren Leere. Diese beiden Phasen können bei ein und derselben Person abwechselnd auftreten (bipolare affektive Psychosen), bei anderen Personen zeigt sich jedoch stets nur eine Phase, entweder die Depression oder die Manie (unipolare affektive Psychosen).
 
Die Manie ist durch Selbstüberschätzung gekennzeichnet. Die Betroffenen sind überaus geschäftig, meist positiv gestimmt und energiegeladen und zeigen keine Angst (auch nicht vor den möglichen Konsequenzen ihres Verhaltens). Bei der endogenen Depression hingegen haben die Betroffenen das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen, aus dem sie nicht mehr herauskommen. Nichts und niemand kann sie mehr berühren, interessieren oder aufwühlen. Oft sind sie unfähig, etwas zu unternehmen. Als möglichen Ausweg aus ihrer Situation sehen manche den Selbstmord, zu dem einige jedoch aufgrund ihrer Antriebslosigkeit nicht fähig sind. Gepaart ist dieses depressive Verhalten häufig mit Angst und Schuldzuweisungen an sich selbst.
 
Die Behandlung besteht bei einer affektiven Psychose vor allem in der Gabe von Medikamenten (Antidepressiva = stimmungsaufhellende Medikamente; Neuroleptika, die die Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin beeinflussen) sowie einer Psychotherapie (Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie).
 
Siehe dazu auch: seelische Krankheiten: Neurosen

Universal-Lexikon. 2012.

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